Jungrinder und Ihre (Klauen) -Pflege
Klauenpflege
Jungrinder sind die Zukunft der Herde. Sie können aber nur gesund bleiben, sich bequem bewegen
und ihre Leistung erbringen, wenn sie korrekt auf ihren Fundamenten stehen und gehen.
Wie man die Klauen der Nachzucht richtig pflegt und gesund hält.
In dem Moment, in dem ein Kalb zur Welt kommt, haben die beiden Klauen am Unterfuß die gleiche
Größe - sowohl hinten als auch vorne. Zudem sind sie frei von Krankheiten, außer durch eventuelle
züchterische Einflüsse.
Die Ursache, warum die beiden Klauen unterschiedlich groß werden, ist in dem harten und immer
feuchten Boden (Laufbeschaffenheit) zu finden. Das Schwanken beim Laufen und die ständige
Bewegung der Tiere, reizt das Wachstum des Hornschuhs an der äußeren Hinterklaue.
Die Stellung der Vorderklauen wird zum größten Teil durch eine deformierte Beinstellung beeinflusst.
Der Hals eines Kalbes ist im Verhältnis zum Körper kürzer als beim erwachsenen Tier, weil das
Kalb so besser bei der Mutterkuh saugen kann. Zu beachten ist, dass ein Rind erst im Alter von
drei Jahren und zwei Monaten erwachsen ist. Erst dann ist der Knochenaufbau abgeschlossen.
So liegt ein grundlegendes Problem darin, dass die Jungrinder schon belegt werden, wenn sie
noch in der "Pubertät" sind.
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Die häufigsten Klauenleiden bei Jungtieren Die Datenbank von René Pijl, die bei jedem Pflegetermin genutzt wird, zeigt genau welche Krankheit beim welchem Tier und in welchem Alter am häufigsten vorkommt. Die Klauenrehe ist und bleibt der größte Feind der Klauen - auch bei Jungtieren. Jedes drittes Tier (32,7%) ist betroffen - allerdings in unterschiedlicher Schwere der Erkrankung. Gefolgt von Dermatitis Digitalis(Mortellaro-sche Erkrankung) (24,7 %), Dermatitis Interdigitalis (Fäule) (9,9 %) und der Rotation der inneren Hinterklaue (16,2 %). Weiße Linie Defekt (15,3 %) und Tylomen (2,9%) folgen direkt danach. Dicke Sprunggelenke mit 3,0 Prozent, eine Folge der falschen Liegebeschaffenheit, beeinträchtigen auch die Gliedmaßstellung und die Hornschuh- qualität (siehe auch "Häufige Klauenerkrankungen"). Die % sind nur bezogen auf Daten der 1 Kalbinnen. |
Ein Leiden, das häufig bei Jungrindern vorkommt, ist das Oberschenkelexem. Dadurch, dass diese
Erkrankung eine heftige Schmerzreaktion auslöst, probiert das Tier die betroffene Stelle zuentlasten
und läuft, als ob es eine Tonne zwischen den Beinen hat. Hierdurch werden die äußere Hinterklauen
extrem belastet und dies löst in vielen Fällen eine akute (Belastungs-)Rehe aus. Therapie ist zunächst
die Wunde zwischen Euter und Bein zu stoppen und die richtige Klauenpflege einzuleiten.
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Raus auf die Weide Um die Klauengesundheit zu erhalten, sollte
zunächst, so weit möglich, das ursprüngliche und
natürliche Umfeld in Betracht gezogen werden.
Das heißt, die dem Tier angebotenen
Gegebenheiten sollten möglichst den ursprünglichen
Verhältnissen entsprechen. Dabei ist zu klären,
welchem Umfeld das Tier ausgesetzt ist, wie und
was frisst es, wie ist die Vermehrung gestaltet und
wie kann sich das Tier bewegen und ablegen? Jede
Form, die zur Auswahl steht, ist und bleibt ein
Kompromiss, wenn das Tier nicht 24 Stunden am
Tag auf der Weide steht. Positiv wirkt sich aus, die
Kälber so jung und so lang es geht auf die Wiese
weiden zu lassen - eventuell mit Zufütterung.
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Bewegung stärkt Knochenaufbau und Muskulatur und bringt dem Tier einen trittsicheren Gang.
Eine gute Entwickelung und Stellung der Gliedmaßen bewirkt automatisch gesunde Klauen.
Eine saubere und nachgebende Auftrittfläche (Weide) leitet keinen Reiz an die äußere Hinterklaue und
die innere Vorderklaue, sich weiter größer zu der neben liegende Klaue zu entwickeln.
Die äußere Hinterklaue wird draußen, wenn kein befestigter Laufweg vorhanden ist, bei
schwankendem Gang ein wenig in der Erde gedrückt. So entsteht eine bessere Gewichtsverteilung
über die beiden Klauen an den Unterfuß. Dies entspricht der natürlichen Situation.
Die Vorderbeine können vor einander gestellt oder während des Fressens gespreizt werden.
Hierdurch findet keine Deformation am Vorderfußwurzelgelenk statt und dadurch auch nicht an
der vorderen Innenklaue. Nicht zu vernachlässigen ist, dass Rinder ursprünglich Grasfresser sind
und so stimmt das gesamte Umfeld wieder.
Infektiöse Erkrankungen bekommen eine geringe Chance sich zu verbreiten. Das Tier muss nicht in den
eigenen Kot treten. Studien zeigen, dass ein Rind auf der Weide selten in Kot tritt, wenn rundum alles
frei ist. Es hat die freie Wahl, wo und neben welchem anderen Rind es sich hinlegen möchte und ist nicht
gezwungen sich da hinzulegen wo zufällig noch einen Liegebucht frei ist - zum Beispiel neben ihrem
"größten Feind" in der Herde. Das Aufstehen wird nicht erschwert durch Rohre und auch kalte
Betonböden gibt es nicht.
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Kuhgerecht füttern und halten
Da die Weidehaltung aber nicht immer möglich ist, sollte zunächst dafür gesorgt werden, dass der
Futtertisch mindestens 20 cm höher ist als die Standfläche. Zu beachten ist, dass, falls die Tiere auf einer
wachsenden Strohschicht stehen, der Höhenunterschied zur Futterkrippe geringer wird, wenn der
Schicht wächst. Die Kälber sollten höchstens drei Monate auf Stroh gehalten werden, wenn sie als Kuh
eine andere Laufflächenbeschaffenheit angeboten bekommen. Je jünger die Tiere sind, wenn sie an die
zukünftige Bodenbeschaffenheit gewöhnt werden, desto besser. Ist das Tier sein ganzes Leben auf
Stroh, muss früher mit der Pflege angefangen werden, da das Verhältnis Wachstum und Abrieb nicht
stimmt.
Auch Kälbern sollte eine entsprechend große Liegebucht angeboten werden. Das bedeutet, die Tiere
rechtzeitig in Ställe umzustallen, in denen die Liegebuchten dementsprechend groß sind. Auch das
Liegeverhalten spielt eine entscheidende Rolle für den Gesundheitsstatus der Fundamente. Gutes ablegen
und wieder aufstehen ist wichtig. Die Fütterung sollte auf jeden Fall kuhgerecht sein. Dabei ist zu
beachten, dass das Rind ein Grasfresser ist.
Ebenso ist es wichtig regelmäßig das Futter am Fressgitter heran zu schieben. Nicht nur 2-mal am Tag
aber wesentlich öfter. So braucht das Tier nicht "recken" um an ihr Futter heran zu kommen und schont
die Beine und Klauen.. Die Lederhaut spiegelt den Gesundheitsstatus - auch den des
Verdauungstrakts - wieder und der Hornschuh ist ein Produkt der Lederhaut. Somit sollten der
Verdauungsapparat und die Lederhaut gesund sein. Denn nur eine gesunde Lederhaut kann einen
gesunden Hornschuh produzieren.
Gibt es keine Möglichkeiten die Tiere auf die Weide zu bringen, ist die beste Haltungsform der
Spaltenboden. Übrigens hat das tägliche Abschieben des Spaltenbodens keinen Einfluss auf die
Klauengesundheit - außer, dass sie sauberer bleiben. Sind keine Deformationen zu erkennen, kann die
Klauenpflege vernachlässigt werden. Es sei denn die Mortellaro-sche Erkrankung liegt vor. Steht eine
Behandlung der Lederhaut an, muss das Beschneiden der Klaue eingeschätzt werden. Wo nicht
geschnitten werden muss, sollte man auch nicht schneiden. Wenn halbjährlich vorbeugend Klauenpflege
betrieben wird, ist es sinnvoll zu überlegen, ob die Jungtiere, die in den nächsten drei Monate kalben,
gepflegt werden sollen. Somit werden auch diese Tiere in den Zyklus der Klauenpflege eingegliedert.
Übrigens: Bei Tieren, die in einem Alter von 28 Monate und mehr kalben, sind erheblich weniger
Klauenleiden (weniger als 50 %) zu registrieren.
Fazit
Jungtiere sind die Zukunft des Milchviehbetriebes. Ein gesunder und gut entwickelter Bewegungsapparat
setzt gesunde Hornschuhe voraus. Ein natürliches Fressverhalten wird dabei mit gesünderen Klauen
gedankt. Da der Hornschuh ein Produkt der Lederhaut ist, und diese unter anderem vom
Verdauungsapparat beeinflusst wird, muss auch die Verdauung gesund sein. Am besten geeignet ist die
Weidehaltung für Rinder. Ist dies nicht möglich, sollte das Kalb möglichst früh an die
Laufflächenbeschaffenheit, die es später als Kuh haben wird, gewöhnt werden.
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