Vorschläge zur Verwendung von Fussbädern
|
Viele Milchviehhalter glauben mit der Einrichtung eines
Fussbades Lahmheitsprobleme auf einfachem Weg lösen zu können. Meist kommt es aber zu
enttäuschenden Ergebnissen. Im Folgenden wird beschrieben, was zu beachten ist und was Sie erwarten
können.
Klauenerkrankungen und Lahmheiten zählen zu den
häufigsten Abgangsursachen von Milchkühen.
Dies liegt in der Natur der Sache. Das Rind ist von Haus
aus ein Steppentier mit geringer Leistung. Die Milchproduktion beschränkt sich auf eine Menge,
die zur Aufzucht eines Kalbes notwendig ist.
Der Steppenboden ist trocken, die Klauen werden
durch das Laufen im Gras gereinigt, Kontakt mit dem Kot anderer Tiere stellt die Ausnahme dar.
Anders die Hochleistungskuh: 10.000 kg
Jahresleistung fordern auch bezüglich der Klauengesundheit
|
Wozu ein Fussbad?
Schön wäre es, wenn mit Fussbädern Klauenerkrankungen und Lahmheiten verhindert werden
könnten. Diese Annahme ist jedoch Illusion. Mit Fussbädern, so die klare und knappe Aussage,
lassen sich Klauenerkrankungen im Sinne einer Prophylaxe nicht verhindern. Fussbäder sind aber
geeignet, in Betrieben mit Klauenproblemen eine Besserung der Problematik zu bewirken. Zu Beginn
der Verwendung muss eine tierärztliche Diagnose stehen, da nicht alle Klauenerkrankungen auf
Fussbäder ansprechen.
Das richtige Fussbad
Die Schaffung einer Dreckecke im Betrieb ist mit einem Fussbad eigentlich nicht gewollt. Derartige
Fussbäder sind ausschließlich zum Nachteil der Tiere, trotzdem sind sie oft zu sehen. Fussbäder
müssen zeitlich begrenzt (4 bis 5 Melkzeiten) in regelmässigen Abständen von 4 Wochen eingesetzt
werden. Bei Weidegang sind sie überflüssig. Stationäre Einrichtungen verbieten sich deshalb.
Geeignet sind Kunststoffwannen, die jeweils zu einer Behandlungsperiode aufgestellt werden. Die Abmessungen sollten mindestens 0,90 x 3,00 m mit einer Höhe von 18 bis 20 cm betragen.
Nach Befüllung ergibt sich so eine Lösungshöhe von 12 bis 15 cm. Dies führt dazu, dass nicht nur die Klaue, sondern der gesamte Fuss mit dem Mittel benetzt wird.
Bei 3 m Länge wird jeder Fuss mindestens 2mal in der Wanne aufgesetzt.
Welches Mittel?
Eines vorweg, antibiotische Fussbäder sind in Deutschland verboten! Dass sie trotzdem oft verwendet
werden, zeugt von einer groben Missachtung des Arzneimittelgesetzes. Es gibt Landkreise, in denen
die Kreistierärzte mit Recht auf derartige Verstösse achten und deshalb mit empfindlichen Strafen zu rechnen sind.
Andere Mittel stehen zur Verfügung, sind jedoch nur im Rahmen der Umwidmung
anwendbar (Übersicht 1). Letztlich bleibt eigentlich nur Kupfersulfat übrig, da das zweite Mittel
(Formaldehyd, welches in der Praxis sehr viel häufiger verwendet wird als Kupfersulfat) wegen einer
28tägigen Wartezeit aus wirtschaftlichen Gründen unsinnig erscheint, es sei denn, man behandelt damit ausschließlich trockenstehende Kühe unmittelbar nach dem Abmelken.
Autor - René Pijl
Übersicht 1: Umwidmung apothekenpflichtiger, verschreibungspflichtiger Stoffe bei Fehlen eines
zugelassenen Arzneimittels für die Indikation Dermatitis interdigitalis (Klauenfäule) des
Rindes (Lutz 2000)
|
CuSO4
Zugelassenes Arzneimittel,
welches CuSO4 enthält:
Acetonämiepulver lnropharm
apothekenpflichtig für Rind, Schaf, Ziege;
Wartezeit 1 Tag.
Stoffquelle
Cuprum sulfuricum x 5 H20, Ph. Eur. ´97
(Merck, FIuka, ...) 1 kg » 20,50 EUR
Mindestwartezeit für Rind 1 Tag |
Formaldehyd
Zugelassenes Arzneimittel,
welches Formaldehyd enthält: Formaldehyd-Lösung 36 % (m/m) ad us. vet.
Standardzulassung, apothekenpflichtig,
Badbehandlung für mehrere Fischspezies
Wartezeit 3 Tage
Stoffquelle
Formaldehyd-Lösung mind. 35 %ig, Ph. Eur. ´98
(Merck, Fluka, ...) 5,50 » 13,00 EUR
Mindestwartezeit für Rind 28 Tage |
Den Beitrag finden hier zum Download
|