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Eins und für immer krumme Beine

Eine optimale Stellung der Hinterbeine einer Erstkalbin. Breit im Becken mit eine
ausgeprägte Parallelstand. Der relativ steile Stand ist
 leider nicht optimal zu sehen.

 

Hat eine Kuh eine deformierte Klauenstellung, entweder an die Hinter- oder die Vordergliedmaßen, etwas zu tun mit eine Vorprägung oder eine Entwicklung? Der Klauenstellung und der Beinstellung haben sie etwas mit einander zu tun, oder sind es beide unabhängige Faktoren? Was sind die Folgen für das Tier, beim Alter werden oder schon früher? Diese Fragen stell ich mich schon viel länger.

 
 Vorder- und Hintergliedmaßen und deren Unterschieden. 

Zunächst muss fest gestellt werden, Vordergliedmaßen und Hintergliedmaßen sind „zwei Paar Schuhe“ welche beim Rind nicht vergleichbar sind. Die Hintergliedmaßen sind im Becken starr mit einander verbunden in der Hüfte. Vorne hängt der Rumpf zwischen den Schulterblätter und ist relativ flexibel. Die Winkelung an die Hinter-Klauen ist steiler als vorne. Ungefähr 10 bis 15 % Differenz. Normaler Weise trägt die Kuh 40% des Körpergewichtes auf der Hinterhand und 60% vorne. Bei HF-Tiere ist eine Verschiebung nach 45 zu 55 zu registrieren. Gleichzeitig hat der Zucht in der HF sich bewegt in eine kleinere Winkelung der Hinter-Klauen. Die Hintere-Klauen sind mehr, öfter und intensiver verdreckt. Die Schwankung in der Belastung variiert stärker und schneller auf der Hinterhand. Denke u.a. an den Melkvorgang eine Hochleistungskuh. Nicht zu vergessen  wenn zwei Tiere sich bei einer Brunst bespringen. An der Vorderhand ist der medialer (innere-) Klaue der stärkeren belasteten Klaue. Hingegen hinten der laterale (Äußere). Beim Fressen sind die vordere Gliedmaßen und Klauen stärker gefährdet wenn das Tier ihre Beine nicht spreizen kann, wenn das Futter gleich hoch ist wie der Standfläche.

Weil in der Hinterhand der starre Knochenverbindung ist muss die Kuh beim Fortbewegen ein schwankender Gang ansetzen. Hier durch wird die äußere Klaue extremer und unterschiedlicher Belastet. Folge: die Außenklaue reagiert über ein schnelleres Wachstum gegenüber der Innere-Klaue. Gerade bei einem befestigten Lauffläche wird sie  extrem angeregt. An die Vordergliedmaßen dient die flexible Aufhängung über die Schulterblätter als zusätzlicher Stoßdämpfer für die Lederhaut in dem Hornschuh.

Die Winkelung der Klaue, Hornschuh, spricht hinter etwas im Vorteil. Dies wird aber leider über vielen anderen Faktoren zur Nichte gemacht. Eine steilere Klaue hat im Schnitt weniger Belastung am gravierenden Punkt im Hornschuh, das Tuberculum Flexorium. Welche der Ansatz ist von der Tiefe Beugesehne an das Klauenbein. Eine leichte Wölbung nach unten, der Haftfläche von harten Knochen zur Sehne zu verstärken. Beim Eindrücken in das Fettpolster kann dieser Rand erhebliche Schäden anrichten in diesem Stoßdämpfer für die empfindliche Lederhaut direkt unter der Sohlenfläche. Bei eine dauerhafte  Strapazieren ist der hintere Bogen vom Klauenbein nach gewisser Zeit zu erkennen in der Sohle, Heel Ulcer genannt.


Ein linkes Hinterbein mit Spuren von Klauenrehe.
Im Ballenbereich ist das Eindrücken des Klauenbeins zu erkennen.
(Foto Pijl)

Der Position der Läsion weicht deutlich ab in Position und Form von einem Klauensohlengeschwür.
Die Form ist meistens nicht rund aber ein Teilkreis. Weil der Belastungsunterschied der Vorderhand zu Hinterhand sich bei der HF-Zucht ändert wird der Position der Hinter-Klauen nicht gerade in positiven Sinn stimuliert. Bei der immer doch noch mehr Belastung auf die Vordere Klauen muss der gesundere Status der Hornschuhe zum aller größten Teil die Federung zwischen den Schulterblättern zugeschrieben werden.

Über der HF-Zucht, die Winkelung der Hinter-Klauen etwas zu verkleinern und so ein weicheres Geläuf der Kühe zu erreichen, ist gelungen.  Die große Frage bleibt ob es der Kuh geholfen hat ein längeres Leben zu bescheren.


Eine sehr weiche Fessel der Hinterhand welche eine
extrem große Belastung ausübt auf der Ansatz der tiefe Beugesehne.

(Foto Pijl)
 

Eine sehr starke Rolle der Klauengesundheit wird die Hygiene an der Hornschuh zugewiesen. Nicht gerade unberechtigt. Leider müssen wir fest stellen dass eine tägliche regelmäßiger Abschieben der Laufflächen der Stall nicht die großen Erfolge bringen welche erwünscht sind. Ebenso muss sogar fest gestellt werden, die Unterfüße und das Tier selber sind sauberer aber der Klauengesundheit wird hierdurch nicht direkt verbessert. Die Klaue bleibt trotz allem noch 24 Stunden am Tag in Kontakt mit Kot. Eine Hornschuh welche schwer verdreckt und verkrustet ist kann nicht mehr natürlich atmen. Den einzigen Weg dieses Status positiv zu beeinflussen ist der Weidegang.

Bei Hochleistungstiere ist eine erhebliche Schwankung in der Belastung auf die Hinter-Klauen fest zu stellen, vor und nach dem Melken.  Ein gefülltes und breites Euter belastet die Außenklauen extrem. Dieser Faktor fällt an die Vordergliedmaßen weg.

Tiere welche der Brunst zeigen gehören über diese Periode nicht in der Herde. Die hinteren Gliedmaßen, inklusive Klauen werden bei beiden Tieren während dem Aufsprung sehr extrem belastet. Mit ihre Auswirkungen auf die Klauen, weil sie das letzte Glied in der Kette sind.   Das Tier welche besprungen wird kriegt auf ihren Hinterhand gleich viele hunderte von Kilogrammen extra zu tragen. Wird ein Tier besprungen welche nicht rindert, wird sie weg laufen und diese extreme Belastung auf der Hinterhand in einem sehr schwankenden und extremen Belastungsakt erfahren müssen. Der Aufspringer belastet vor allem ihre eigenen hinteren Zehenspitzen welche bei einem Tier mit einer kleinen Klauenwinkelung größere Folgen haben kann in diesem Bereich.  

In der freien Wildbahn spreiz der Kuh ihren Vorderbeine beim Fressen, weil im Verhältnis ihr Hals zu kurz ist. Hier kann sie ihre inneren Klauen in der Erde etwas eindrücken. Kann sie es nicht bei einem zu niedrigen Futtertisch und steht relativ eng an ihre Nachbarinnen wird sie die Carpalgelenke nach innen, zu einander, ziehen. Eine Fehlstellung ist dadurch fast vorprogrammiert. Die inneren Klauen werden extremer belastet und zu wachsen angeregt. 

 
 Die Kälber mit ihre schlechte Beine

Auffällig wird bei Kälbern welche gerade mal geboren sind, wie ihre Gliedmaßen schon abartige Formen angenommen haben. Bleiben wir zunächst bei den Vordergliedmaßen zeigen schon sehr oft die Carpalgelenke extrem zu einander. Hierdurch ist eine Überbelastung der inneren Klauen prädestiniert. Während der Phase auf Stroh wird dies für die Klauen relativ leicht sein. Später auf Beton schon viel schlechter.


Ein sehr junges Kalb mit schon extrem ausgeprägte Fehlstellung an die Vordergliedmaßen.

(Foto Pijl)
  

Werden in der Praxis die Tiere betrachtet welche Deformationen an die Klauen der Vordergliedmaßen haben, kann fest gestellt werden dass sie fast immer zu tun haben mit Carpalgelenke welke sich            “ gegenseitig anschauen“. Wird am Vorderbein von oben nach unten eine Senkrechte Linie gezogen, ist zu sehen dass diese nicht in dem Zwischenklauenspalt endet, aber in der inneren Klaue. Vermehrte Drück gegenüber die Parallelklaue reizt der Hornbildung.  Gleichzeitig verdreht sich der innere Klaue ein wenig und dreht sich der Zehenspitze vor der der äußeren Klaue. Können wir hieraus konkludieren, beim Kalb schon eine Fehlstellung, später als Kuh vermehrtes Wachstum an den inneren Hornschuh.


Die Carpalgelenke zeigen nach innen.
Der innere-Klaue rotiert ein wenig und zeigt ihre Spitze nach oben.

(Foto Pijl)
   

An die Hintergliedmaßen ist der weiche Fessel welche als erste ins Auge springt. Der Klauenwinkel wird hierdurch automatisch kleiner. Die Länge der Dorsalwand muss nicht unbedingt länger werden.

 

Ein Kalb gerade geboren mit eine sehr weichen Fessel

(Foto Pijl)
    

Wird der Sohlenfläche betrachtet, ist diese länger als normal. Muss nicht unbedingt ein Problem sein, aber das Gewicht wird weiter nach hinten gelagert und wird sich mehr ausprägen in der Richtung vom Tuberculum Flexorium. Es ist prädestiniert das Fettpolster extra zu gefährden. Wenn dies schon als Kalb der Fall ist, wie sollte es beim Stadium Kuh anders sein? Zusätzlich mit dem Wissen ins Gepäck: beim Laufen landet die Kuh als erste mit ihr Ballengebiet auf der Erde, kann man sich schon bedenken was los ist. Der empfindliche Zone im Sohlenbereich, Sohle und Ballen mit ihren Übergang, ist schwer in Gefahr wenn bei jeder Landung das Klauenbein mit ihr Tuberculum auf den Boden knallt und das Fettpolster verdrängt wird oder schon ist. Gerade bei jungen Tieren ist der Bildung des Fettpolsters im Verhältnis noch nicht mitgewachsen oder vollendet.

 

Was getan werden kann 

Bewegung und damit die Muskulatur anzuregen sich zu entwickeln und zu stärken, werden das Tier einen positiven Einfluss erweisen. Grundsätzlich ist es schon besser Jungtiere auf der Wiese zu bringen. Die vielen Bewegungen auf den sanften Boden lassen  ihren Körper sich viel besser vollenden.  Werden viele Muskeln gebraucht nehmen die Knochen auch eine besseren Position ein. Es wird viel und viel mehr gelaufen vom Einzeltier wenn sie sich ihr Fressen selber holen muss. Viele male wird sie die Wiese am Tag auf und ab gehen. Was die Blutzirkulation anregt und die Körperendorgane, wovon die Klaue eine ist, viel besser versorgen kann mit lebenswichtige Elemente welche nur über das Blut hier hin transportiert werden können. Bei zu wenig Bewegung sucht der Körper sich schon Wege außerhalb die Gefäße das Blut für einen Teil über einen kürzeren Gang den Rückweg zum Herzen.  Sich ablegen können nach Beliebe in jeglicher Stand, sorgt für die notwendige Entspannung welche wiederum unentbehrlich ist für die Entfaltung des Körpers.

Kann, warum auch immer, nur der Stallhaltungsform angeboten werden muss ein Jungtier ein noch besseres Umfeld angeboten werden wie eine Kuh. Sprich der Liegebucht sollte groß genug sein. Also die Tiere früher in eine Abteilung bringen welche passt zu ihr Körpergröße. Auch hier sollte der Bucht eingestreut sein.  Die Ernährung sollte die beste Qualität haben, weil der Körper, inklusive Klauen, in die Aufbauphase ist.

 

Die Klauenpflege kann nur in einem gewissen Teil beitragen an die Änderung der Beinstellung. An den Vorderbeinen kann leider das wenigste über den Klauenschnitt erreicht werden. Ist der innere Hornschuh rund und zu groß gewachsen kann sie in ihre normale Portion zurück geschnitten werden. Der Position lässt sich kaum ändern. Nach einer gewissen Zeit nimmt die Klaue ihrer abartigen Form wieder an. Dies sollte nicht bedeuten die Klauen nicht zu pflegen. Ist der Sohlenfläche schon dicker wie an der Parallelklaue, wird sie zusätzlich angeregt zu wachsen. Der Kreis wird schnell größer und der Verdrehung wird noch ausgeprägter. Der Praxis zeigt dass die Pflege an die Vordergliedmaßen nicht für jeden dem gewünschten Erfolg bringt im Ergebnis.

 

Die Hinterbeinen können ein wenig mehr Erfolg zeigen nach den Klauenschnitt. Hier ist an die beiden Zehenspitzen meistens über der Zeit mehr Horn gewachsen. So kann, nach die korrekter Länge bestimmt zu haben, verhältnismäßig etwas mehr Horn in der Spitze entfernt werden. Der Ballen ist von sich aus schon niedriger und sollte beim Beschneiden geschont werden. Tut sich die Situation sich vor von eine Kuhhessige-Stellung, sollte sehr sparsam am Ballengebiet der innere Hinter-Klaue gearbeitet werden. Bittet sich die Gelegenheit eine Kuh mit sehr weichen Fesseln kurz vor der Trockenstellung korrekt zu beschneiden und danach für 6 bis 8 Wochen auch der Weide zu lassen für Tag und Nacht, zeigen sich sehr große Fortschritte.

Beachte an die Hinterbeine beim Beschneiden, die Axialen in die Zehenspitzen nicht schräg nach innen zu schneiden. Eine weiche Fessel mit einer Spreizklaue ist noch viel schlechter für das Tier.

 

Fazit

Es wird immer deutlicher dass eine Fehlstellung an die Klauen öfter schon über eine Fehlstellung der Beine hervor gerufen wird. Schon bei sehr jungen Kälbern, geschweige die Jungrinder, kann diese abartige Form fest gestellt werden. Vordere und hintere Gliedmaßen sind unterschiedlich betroffen. Eine rotierende Innen-Klaue an die Vordergliedmaßen zusammenhängend mit verdrehten Carpalgelenken. Eine weiche Fessel an der Hinterhand mit Klauen welche unter der Kuh schieben. Der Klauenwinkel verkleinert sich, wodurch der Ballen viel extremer belastet wird. Der Klauenschnitt kann nur in gewisser Maße ihrer positiven Wirkung beitragen.  Selektion von jüngeren Tieren ist relativ einfach durch zu führen. Nur wenn konsequent gehandelt wird. 

 

Text: René Pijl

Bilder: René Pijl


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René Pijl . Klauenpfleger Meister . Fischershäuser 1 . 26441 Jever . E-Mail: r.pijl@t-online.de . Telefon: 04461-6863 . Fax: 04461-6988