Seit 1998 wird die Rotation der inneren Hinterklaue, eine Klauendeformation, von mir unter Andacht gebracht. Es betrifft die Hintergliedmaßen und es scheint so, dass die innere Klaue sich vor die Äußere schiebt (rotiert). Tendenz sehr stark steigend unter die Betriebe als auch in die Betriebe. Die Haltungsform kann nach heutigen Kenntnissen als Einfluss ausgeschlossen werden. Die neusten Untersuchungen bringen etwas ganz anderes ans Tageslicht als erwartet. Klauenexperte René Pijl aus Jever berichtet. Gleichzeitig wird Herrn Prof. Swalve und HerrnAlkhoder ein Dank ausgesprochen für die Auswertungen der Datenbank.
Was ist zu sehen?
In einem gesunden Zustand der Hinterklauen des Rindes, zeigen sich die gesunden Hornschuhe parallel nebeneinander. Wenn das Kalb geboren wird sind die beiden Klauen sowie die Knochen an einem Unterfuß gleich groß. Wenn später unter den modernen Haltungsbedingungen korrekt gepflegt sind die Klauen gleich groß, lang und hoch.
Eine nicht gestellte, vorher gepflegte, Unterfuß wo die Klauen ungefähr
gleich groß sind, vom linken Bein.
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Unterfuß mit einer Rotation, Klauenrehe, Fäule sowie Mortellaro im Anfangsstadium
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Hierdurch wird die Gewichtsverteilung sowie der Bewegungsablauf optimal gewährleistet. In der natürlichen Umgebung, wo der Boden ein wenig nachgibt, wird die äußere Hinterklaue nicht extrem angeregt sich zu vergrößern zu den Inneren. Das Umfeld, ein hart befestigter Laufweg, reizt das Hornwachstum und in Kombination mit der schwankenden Bewegung vergrößert sich der äußere Hornschuh. Im Falle einer „Rotation der medialen (inneren) Hinterklaue“ scheint es in erster Instanz so zu sein, dass die innere Klaue sich vorschiebt und größer ist. Was hier übrigens nicht der Fall ist wie bei dem angehobenen Bein zu sehen. Eindeutig steht die innere Klaue beim Auftritt und nach dem Anheben vor den Äußeren.
Wird der Kronensaum eines hochgenommen Beins betrachtet ist festzustellen, dass diese auch nicht auf einer Ebene liegt.
Übrigens optisch alles noch für unsere Vorstellungskraft nach zu vollziehen. Wenn aber das Bein wieder auf der Erde steht tut sich was ganz anderes vor. Hier sieht es nämlich aus als wenn die innere Klaue vor dem Äußeren steht. Wird aber vorne auf das Röhrbein geschaut, zeigt hier der äußere (laterale)Teil nach außen weg.
Von hinten ist an dem unteren Teil des Röhrbeines die Beule am Gelenk auch zu registrieren.
So sind wir denn nun angekommen am Röhrbein, weil anscheinend hier die Deformation beginnt. An einem gesunden Hinterfuß ist fest zu stellen dass es eine gerade Linie gibt von der Mitte des Sprunggelenks bis zum Zwischenklauenspalt.
Die häufigste Form der Deformation ist der Knick direkt unter dem Ansatz am Sprunggelenk von der Achillessehne. Eine Verdrehung in der Mitte des Röhrbeines ist die darauf folgende Häufigkeitsform. Die letzte und meist heftige Form, ist die Verdrehung am Unterfuß. Hier sollte am stärksten an eine Deformation an den Gelenken unten am Röhrbein gedacht werden.
Historie
Nach ungefähr 25 Jahren Erfahrung in der Praxis als Klauenpfleger fiel mir die angesprochene Deformation das erste mal auf. Davor hat es zwar die Rotation an der Klaue gegeben, jedoch nur an der äußeren Hinterklaue. Dies war auf mangelhafte Pflege zurück zu führen. 1998 habe ich das erste Mal in der landwirtschaftlichen Fachliteratur über dieses Leiden am Unterfuß publiziert. Ich bezeichnete es damals als „Jungviehkrankheit“. Zur damaligen Zeit wurden während der Pflege noch keine Daten erfasst. Daher konnte man bis zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keine Angaben zum genauen Verlauf der Krankheit machen. Zur gleichen Zeit gab ich auf dem Weltsymposium „Lameness in Ruminants“ bekannt, dass auf einem Betrieb in der Größenordnung von 460 Laktierenden Tieren, 1997 28% der Tiere von diesem Leiden betroffen waren. Dieses Leiden ist in drei Varianten aufzuteilen. Zunächst zeigt sich die mediale Klaue nur vor der lateralen. Die darauf folgende Form lässt die Zehenspitze noch etwas hoch stehen. Die am wenigsten vorkommende Variante ist die, bei der sich die Zehenspitze in der medialen Richtung abdreht (nach innen), es scheint die Klaue dreht sich seitlich zum anderen Bein ab. In allen Fällen liegt der Kronensaum am Zwischenklauenspalt, nicht mehr auf einer Ebene. In den Jahren seit der Entdeckung des Leidens waren nur Einzelbetriebe betroffen. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Betriebe als auch Tiere hinzu. Das Geläuf der betroffenen Kuh ist auf den ersten Augenblick nicht beeinträchtigt. Wird kritischer hingeschaut, ist ein wesentlicher Unterschied in dem Bewegungsablauf zu spüren. Es kann aber nicht die Rede von einer Lahmheit sein. Der Vergleich in der Nutzungsdauer von betroffenen und gesunden Tieren, steht für die nächste Ausgabe bereit. Zugleich kommen die Einflüsse der unterschiedlichen Haltungsformen zur Sprache.
Bis auf die Knochen
Nach dem ersten Gedanken, dass es eine Deformation an der Inneren Hinterklaue sei, wäre es sinnvoll den Knochenaufbau in dem Unterfuß unter die Lupe zu nehmen. Vermutet wurde, dass entweder das Kronenbein oder das Fesselbein der medialen (Inneren) Klaue etwas länger ist. Was von einigen Wissenschaftlern über eine Messung per Röntgenbild auch veröffentlicht wurde. Der anscheinend bessere Weg dies heraus zu finden, ist es die Füße auszukochen und die Knochen zu vergleichen. Zunächst fiel auf, dass die Klauenbeine in dem Hornschuh gleich groß sind. Die Kronenbeine sind nicht gleich groß. Der Innere ist kürzer als die äußere. Genau entgegen den Erwartungen. Die Länge wurde gemessen in den Gelenken.
Die Länge der Kronenbeine wurde
gemessen in die Gelenke
und der Mediale ist kürzer.
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Die Fesselbeine sind gleich lang. Beim Röhrbein angekommen ist der Zwischenspalt zu vergleichen zwischen den beiden Gelenkansätzen. Hier ist am gesunden Bein ein gerader Schlitz zwischen den beiden Gelenken wahrzunehmen. Dagegen verläuft beim kranken Röhrbein der Schlitz nach vorne in eine Verengung.
Für Sie das linke Bein ist die Verengung zu registrieren. Achte gleichzeitig ganz links auf der Beule am Röhrbein. Der rechte Knochen stammt vom gesunden Tier.
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Weiter nach oben ist die Beule an der außen Seite des Röhrbeines vorhanden.
Ein Röhrbein, zwar vom rechten Bein, zeigt eine extreme „Auswuchs“ auf der laterale Seite des Knochens.
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Da es auf dem Schlachthof nicht die Gelegenheit gibt ein Röhrbein der gesamten Länge zu bekommen kann hier kein Bild gezeigt werden vom Ansatz der Achillessehne. Aber die Bilder am lebendigen Tier zeigen genug.
Was ist zu tun?
Für den Praktiker gibt es die nächsten Fragen: „Was ist zu tun, wenn es bei einem Tier festgestellt wird?“ „ Was ist zu tun, um dieses Leiden zu vermeiden?“ Das Leiden wird meist erst bei der Klauenpflege entdeckt. Wenn nicht, ist bezüglich dieses Leidens alles OK. Aber sie kann noch andere Leiden zeigen. Wie schon berichtet, sind unsere Milchkühe im Durchschnitt über 80% betroffen von einem Klauenleiden. Als Einblick auf die nächste Ausgabe der DLZ, in 2007 waren 30% aller Tiere in meiner Datenbank betroffen von einer Rotation. Wie schon viele Jahre lang bleibt die Klauenrehe noch an erster Stelle. Wird also diese Rotation festgestellt sind die Klauen nach dem 5 Punktschema zu pflegen. Mit extra Betonung auf die Betrachtung auf die einzelne Klaue, welche nach der Pflege als eine Einheit funktionieren sollte. Zunächst wird bei der inneren Klaue die Länge beschnitten. Achtung die Länge wird öfter falsch eingeschätzt und zu kurz geschnitten. Die goldene Regel bei der Klauenpflege ist: Länge falsch, alles falsch. Ist die Klaue zu kurz geschnitten wird meistens die Sohlenfläche zu dünn geschnitten. Ist die Klaue zu lang, wird die Klauenstellung zu „weich“. Eine richtige Messung der Klauenlänge ist also höchste Priorität. Beim beschneiden der Sohlenfläche ist darauf zu achten dass die Auftrittsfläche im Ballenbereich seine richtigen Höhe behält. Siehe 5 Punkteschema. Am Klauenbein auf der Auftrittsfläche ist am vorderen Außenbereich eine leichte Aufwölbung zu erkennen. Hier muss beim Pflegen beachtet werden, dass an der Stelle nicht zu dünn beschnitten wird. Stichpunkt ist die Innenklaue in eine so hoch wie mögliche Stellung zu bringen. Welche nichts mit einem Klauenklotz zu tun hat, aber nur die Stellung der (inneren) Klaue an sich. Der Knochenaufbau der Kuh ist abgeschlossen bei einem Alter von 3 Jahren und 2 Monaten. Der Aufbau des Hornschuhs ist erst abgeschlossen bei einem Alter von 4 Jahren. Also lässt sich die Bein- und Klauenstellung bei Jungkühen sehr wohl beeinflussen über den Klauenschnitt. So wohl positiv als auch negativ.
Fazit
Eine neue Fußkrankheit bietet sich an bei den Rindern. Drei unterschiedliche Formen an der Klauenstellung sind zu registrieren. Gegen alle Erwartungen ist das Röhrbein der „Leidtragende“. Gleich drei verschieden Variationen am Röhrbein sind fest zu stellen. Und die Kronenbeine sind nicht gleich lang. Es findet eine Umstellung der Gewichtsverteilung statt durch diese Deformation. Anatomisch gesehen liegt alles nicht mehr im Lot. Von Jahr zu Jahr steigt den Tendenz in und unter den Betrieben. Über einen korrekten Klauenschnitt kann die Klauenstellung der Beinstellung gezwungen werden sich über längere Zeit mehr oder weniger zu korrigieren. Die Ergebnisse über der Auswertung folgen in der nächsten Ausgabe.
Autor: René Pijl/Jever
Bilder: René Pijl
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