Klauengesundheit
Viele Klauenleiden lassen sich inzwischen gut heilen oder vorbeugen.Allerdings sind mittlerweile
einige neue Klauenkrankheiten auf dem Vormarsch, die noch keinen Namen haben, aber einen
erheblichen Schaden anrichten können, wie René Pijl berichtet.
Immer wieder findet man neue Krankheiten und nach einiger Zeit der Untersuchung und Forschung
entdeckt man einen Weg, sie zu heilen oder vorzubeugen. Dies wird sicherlich auch für die
Klauenleiden gelten, die im Folgenden beschrieben werden und bisher noch keine Namen haben.
Diese Klauenleiden entstehen im Hornschuh. Damit unterscheiden sie sich zum Beispiel von einem
Sohlengeschwür und einem Weißer-Linie-Defekt, die sich beide an der Lederhaut im Hornschuh
entwickeln, wo sich Blutgefäße und Nerven befinden. Die noch namenlosen Krankheiten entstehen
aber dort, wo das „Leben“ nicht mehr existiert. Die Kuh empfindet dort keine Schmerzen mehr und
blutet bei Verletzungen oder Schnitten nicht.
Schwarze Punkte
Eine dieser Krankheiten ist an atypischen schwarzen Punkten im Sohlenbereich und an der Weißen
Linie zu erkennen. Nachdem einige Schnitte durchgeführt und eine gewisse Schicht von der Sohle
abgetragen wurde, sind sie häufig verschwunden. Dies ist allerdings nicht immer der Fall und
dann wird die Lederhaut in Mitleidenschaft gezogen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass es sich um
einen Defekt in der Sohle handelt, der nicht aus der Lederhaut heraus entsteht. Lässt sich der
Fleck nicht aus der Sohlenfläche entfernen, muss man bis zur Lederhaut schneiden. Hier
angekommen, ist häufiger festzustellen, dass die Lederhaut verdrängt wird.
Dieser Sohlenfläche ist offensichtlich gesund. Aber der schwarzer Punkt gehört dar nicht hin.
Wie öfter zu erkennen in der Gesundheitsstatus, ist es bei Klauenerkrankungen auch so dass einige
Erkrankungen sich durch mehr Erkenntnissen und Erfahrungen gut heilen und oder vorbeugen lassen.
Klauengeschwüre und Weiße Linie Defekte sind z.B. über einen präventiven Klauenschnitt relativ gut
in den Griff zu behalten. Nun gibt es mittlerweile einige neuen Klauenleiden, noch ohne Name aber
mit großen negativen Erfolgen in Anmarsch.
Aus der Vergangenheit
Anfang des neunzehnten Jahrhundert kam Herr Rusterholz mit einer Publikation über ein immer
wiederkehrendes Geschwür an der typischen Stelle der Sohlenfläche. Der kleine Höker am Klauenbein
war der Verursacher einer Quetschung der Lederhaut. Jahren später kam Egbert Toussant Raven mit
der Geschichte über der ungleichmäßigen Gewichtsverteilung der beiden Hinterklauen. Mit ihren
Folgen und Verursacher. Ein Konzept wurde entwickelt die Klauen nach Schema zu beschneiden.
Hiermit werden ein sehr großer Teil der Klauenleiden im Keim geschmort und kommen nicht zum
Durchbruch. Der Klauenklotz ist entwickelt und die Tiere mit einem schmerzhaften Klauenleiden,
können relativ gut in der Herde funktionieren. Was übrigens noch nichts aus zu sagen hat über
eine erfolgreiche Therapie. Verbände mit jegliche unterschiedlichen Salben und Pasten wurden
entdeckt die Läsionen am Unterfuß in ihrer Heilung zu beschleunigen. Kurz gesagt: Klauenleiden
sind entstanden und nach gewisser Zeit wurde eine Lösung gefunden sie zu Heilen oder sogar total
in den Griff zu bekommen.
Zu was neues
Einer der Sorgenkinder welche wir jetzt vor uns kriegen hat viel zu tun mit eine geändertes
Denken. Ein Sohlengeschwür und ein Weiße Linie Defekt sind Klauenleiden welche im Hornschuh
entstehen. Also direkt an der Lederhaut. Womit wir jetzt zu tun haben sind Leiden welche in
dem Hornschuh, nicht direkt am "Leben" entstehen. Übrigens das "Leben" bedeutet, da wo
Blutgefäße und Nerven sind. Hier fängt das Gefühl, in diesem Fall für die Kuh, an.
Angekommen am Leben beginnt die Zerstörung der Lederhaut mit einer Entzündung.
Der Riss ist nicht in der Weiße Linie, aber an der Weiße Linie.
Zunächst treffe ich in der Praxis immer öfter schwarze Punkte im Sohlenbereich und der Weiße
Linie an welche völlig atypisch sind. Nach einen oder mehreren Scheiben abgetragen zu haben
von der Sohle, sind sie öfter auch wieder verschwunden. Sie erreichen das "Leben" nicht.
Ein Zeichen dafür dass wir zu tun haben mit ein Defekt im Der Sohle welche nicht aus der
Lederhaut heraus kommt. Ist der Punkt nicht aus der Sohlenfläche zu schneiden ist fest zu
stellen, wenn an der Lederhaut angekommen, diese verdrängt wird. Eine Delle in der
Weiße Linie und wenn tiefer geschnitten wird am Klauenbein ist fest zu stellen.
An der Weißen Linie entdeckt man des Öfteren eine Delle und, wenn tiefer geschnitten wird,
auch am Klauenbein. Denn bei dem hier beschriebenen Defekt treten die Flecken in allen
Bereichen der Sohle auf. Häufig sieht es fast so aus, als ob mit einem sehr scharfen und
spitzen Gegenstand aus Eisen in die Sohle gestochen wurde. Dies ist aber nicht passiert,
da ansonsten eine grau-schwarze, runde Verfärbung um den Einstich zu sehen sein müsste.
Das ist nicht der Fall. Eine gute Vorbeuge für diese Krankheit ist der halbjährige,
prophylaktische Klauenschnitt. Dadurch wird verhindert, dass die Punkte in den Hornschuh
vordringen und dort größeren Schaden im lebendigen Bereich verursachen. Allerdings lässt
sich nicht feststellen, wann diese Brüche in der Struktur entstehen. Hat man Pech, kann
es kurz nach dem Klauenschnitt geschehen, was der Krankheit leider mehr Zeit zur
Entwicklung gibt. Ist nur der Hornschuh betroffen,
In Kombination mit Klauenrehe, wo in dem vorderen Drittel der Sohlenfläche der Läsion das "Leben" zerdrückt.
lahmt das Tier nicht. Dies macht ein frühes Erkennen der Krankheit schwierig. Denn die
Lahmheiten entdeckt man erst dann, wenn die Lederhaut über eine Entzündung in
Mitleidenschaft gezogen wird. Es gibt eine weitere noch namenlose Krankheit, ein
Sohlenhorn- und Dorsalwandleiden, das eine Folgekrankheit der schwarzen Punkte sein
könnte (siehe auch dlz primus rind 12/2010, S. 36: „Namenloser Schrecken“). Dieses
Leiden verbreitet einen faulen Geruch, der an Verwesung erinnert. Bestätigt sich
dieser Verdacht, haben wir es mit einem erheblichen Angriff auf die Gesundheit des
Hornschuhs mit sehr schweren Folgen zu tun.
In jedem Bereich der Sohle befinden sich diese Punkte. Sogar auf die meist untypische
Lokalisationen. Meistens sieht es aus als ob mit einem sehr scharfen und spitzen
Gegenstand in der Sohle herein gestochen wurde. Würde dass so sein, was meistens aus
Eisen sein müsste, würde eine grau/schwarze kreisrunde Verfärbung um den Einstich zu
sehen sein müssen. Was nicht der Fall ist.
„Atypische schwarze Punkte sind an der Klaue zu erkennen.“
Ursachen für diese Krankheiten könnte die moderne Stallhaltung sein: Die Kuh steht den
ganzen Tag im Kot und die Klauen haben kaum eine Chance abzutrocknen. Hinzu kommt die
Fütterung; Kühe fressen in der Natur hauptsächlich Gras. Kommt es aber zu einem
Eiweißüberhang im Futter, ändert sich die Kotkonsistenz und der Kot schadet dem Horn
am Hornschuh. Ein weiterer Nachteil der Überversorgung ist, dass das Hornwachstum
angeregt wird. Problematisch ist dies, da die Hornqualität nicht immer die Beste ist.
Riss in der Spitze
Eine andere noch nicht beschriebene Hornschuhkrankheit zeichnet sich durch einen Riss
in der Dorsalwand im Zehenspitzenbereich aus. Der Riss zieht sich in der Dorsalwand im
Spitzenbereich teilweise bis hin zur Spitze des Klauenbeins. Der belebte Teil der
Klaue reagiert und zieht sich etwas zurück. Meistens ist dieses Leiden mit schweren
Lahmheiten der Tiere verbunden, sobald es das Innere des Hornschuhs erreicht hat. Da
im vorderen Drittel des Hornschuhs kein Fettpolster vorhanden ist, steht das Klauenbein
direkt in Verbindung mit der Lederhaut. Diese wiederum ist direkt mit dem Hornschuh verbunden.
Nach Eintritt von einen Fremdkörper aus Eisen ist eine schwarze Verfärbung im Umkreis zu erkennen.
Die Zehenspitze hat durch das fehlende Fettpolster also beim Laufen sehr engen Kontakt
zum Boden und das kann äußerst schmerzhaft sein. Hinzukommt, dass die Kuh ihren
Schwung in der Bewegung über ihre Zehenspitzen erreicht. Diese schieben das Tier
nach vorne. Das Phänomen findet sich in vielen Betrieben, allerdings sind in der Regel
„Die neue Krankheit zeigt einen Riss in der Dorsalwand im Zehenspitzenbereich.“
unter zehn Prozent der Tiere betroffen. Dennoch nimmt die Anzahl der betroffenen
Betriebe und Tiere von Jahr zu Jahr zu ab.
Verwechselt werden diese Punkte öfter mit eine Weiße Linie Defekt weil sie manchmal
an diesen typischen Stellen vorkommt. Eine Name ist noch nicht bedacht und oder bekannt.
Eine Lösung diese Läsionen sich nicht weiter entwickeln zu lassen ist der Halbjährigen
prophylaktischer Klauenschnitt durch zu führen. So kriegen die Punkte nicht der Chance
sich weiter in dem Hornschuh vor zu dringen und für größeren Schäden zu sorgen.
Übrigens ist nicht fest zu stellen wann die Läsionen, Bruch in der Struktur, sich
entwickeln. Hat man Pech kann es relativ kurz nach der Klauenschnitt statt finden
und richtet sie ihren Schaden über längeren Zeit an. In der Phase bevor es das "Leben"
erreicht zeigt kein Tier eine Lahmheit. Nur wenn der Lederhaut über eine Entzündung
mit in Leidenschaft gezogen wird, ist das Tier lahm. Was die frühe Feststellung
nicht vereinfacht. Vor einiger Zeit, DLZ von Dezember 2010 wurde berichtet über
ein Phänomen welche genannt wurde " Namenloser Schrecken". Mein Verdacht besteht
dass dieses Leiden eine Folge sein kann von dieser "schwarze Punkte". Hier haben wir
zu tun mit einem Sohlenhornleiden ungekannter Art. Ein fauler Geruch verbreitet sich,
welche ähnelt nach Verwesen sein. Wie diese schweren Entzündungen besiegt werden
können, ist nach zu lesen an der vorher genannten Stelle. Oder unter www.rene-pijl.de.
Wird der Verdacht bestätigt haben wir hier zu tun mit einer sehr eingreifenden Attacke
auf den Gesundheitsstatus an den Hornschuh mit möglichst sehr schweren Folgen.
Möglichen Ursachen
Der modernen Haltungsform unsere Milchkühe lässt sie in ihren eigenen Kot und das
von anderen laufen. Die Klauen sind keinen Moment vom Tag mehr trocken. In der
freien Wildbahn wird eine Kuh nur höchst selten in einen Kothaufen treten, wenn
sie die Möglichkeit hat daneben, ins Reine, zu treten. Hinzu kommt der abweichenden
Art von der Fütterung, hingegen wofür die Kühe geschaffen ist. Was bedeutet Grass
zu fressen. Kommt eine Eiweißüberhang zum tragen, wird der Kot zu einer falschen
Konsistenz. Unverdautes Futter welches durch die Kuh gegangen ist, ist schädlich.
Das Horn am Hornschuh passiert das gleiche. Und zwei falsche Gegebenheiten reiche
sich die Hand. Nicht zu vergessen: eine Überversorgung in die Verdauung regt das
Hornwachstum an am Hornschuh, was nicht immer bedeuten muss dass es die Qualität
des Horns zur Gute kommt. Kurz gesagt: es könnte dazu folgen dass der Zusammenhang
in der Zwischenzellsubstanz unterbrochen wird.
Das zweite Phänomen
In Zehenspitzenbereich sind negative Abweichungen meistens mit großer Lahmheit der
Tiere verbunden. Weil in dem vorderen Drittel des Hornschuhs kein Fettpolster
vorhanden ist, ist das Klauenbein direkt in Verbindung mit der Lederhaut. Diese
wiederum mit dem Hornschuh. Einen Grund so wenig wie möglich Klauenleiden zu
wünschen in diesem Bereich. Nun tut sich einen Leiden vor welche im öfter der
Vorhand nimmt und für große und gravierende Folgen sorgt. Einen Riss zieht sich in
den Dorsalwand im Spitzenbereich und sucht sich einen Weg zur Spitze des Klauenbeins.
An einer sehr untypische Stelle der Zehenspitze befindet sich der Riss in der Dorsalwand.
Die möglichen Ursachen sind schwer zu ermitteln. Es scheint so, als zersetze sich das
Klauenwandhorn. Eventuell hat das Horn eine mangelhafte Qualität und/oder der Kot
zerfrisst die Struktur des Wandhorns. Auf jeden Fall sollte der Riss beim Klauenschnitt
entfernt werden. Dabei ist sehr vorsichtig zu handeln. Der nur 1,5 bis 2 mm dicke Teil
ist mit Nerven und Blutgefäßen durchzogen und sollte möglichst nicht berührt werden, da
dies dem Tier heftige Schmerzen verursachen würde.
Fazit
Zwei neue, bisher noch namenlose Klauenerkrankungen mischen sich unter die große Anzahl
bereits bekannter Klauenleiden. Bei der einen zeigen sich schwarze Punkte in den
verschiedenen Bereichen der Sohle, der Weißen Linie und der Wand. Bei der anderen
entstehen im Zehenspitzenbereich einzelne Risse,
die sich bis zur Lederhaut ziehen können. Wenn sie die Lederhaut erreichen und dort
eine Entzündung verursachen, lahmen die Kühe bei beiden Leiden stark. Außerdem scheint
es einen Zusammenhang mit einer weiteren noch namenlosen Krankheit zu geben, die
sehr aggressiv um sich greift und ebenfalls starke Lahmheit verursacht. Der Geruch
dieses Leidens erinnert an Verwesung. Die Ursachen beider Krankheiten sind noch unbekannt.
Fest steht nur, dass ein schnelles Erkennen und Behandeln der Leiden das Schlimmste
verhindern kann.
Wie zu sehen auf dem Bild reagiert das "Leben" und zieht sich etwas zurück. Da das
Fettpolster nicht vorhanden ist und die Zehenspitzen sehr stark in Kontakt kommen mit
dem Boden beim Laufen, sehr schmerzhaft. Hinzu kommt, die Kuh bringt ihren Schwung in
der Bewegung über ihren Zehenspitzen. Sie schieben das Tier nach vorne. Auch dieses
Phänomen hat noch keinen Namen, trotzt es schon geboren ist. Die möglichen Ursachen
sind schwer nach zu vollziehen. Viele Betriebe in meiner Praxis haben hiermit zu tun.
Glückliger weise noch nicht mit Prozentsätzen über den 10. Aber es werden von Jahr zu
Jahr mehr Tiere und Betrieben. Irgendwie muss es mit ein zersetzen vom Klauenhorn zu
tun haben. Entweder das Horn hat nicht den richtigen Qualität und oder der Kot zerfrisst
das Wandhorn. In Vergleich der vorher beschriebenen Krankheit haben wir hier zu tun mit
einem Wandhornleiden. Auf jeden Fall sollte der Riss beim Klauenschnitt entfernt werden.
Wo mit Vorsicht zu handeln ist, das "Leben" möglichst nicht zu berühren. Weil dies vor
dem Tier schmerzhaft sein wird.
Beide Phänomen zusammen
Sehen wir uns die beiden Art von Leiden an. Das Eine in der Sohle und das andere in der
Wand. Wenn sie die Lederhaut erreichen und eine Entzündung verursachen ist der Lahmheit
vorprogrammiert. So kann einen Zusammenhang dar sein mit dem Leiden unter der Name
"Namenloser Schrecken". Eine schwere zu definieren Klauenkrankheit welche sehr aggressiv
um sich greift und starke Lahmheit verursacht wenn sie das "Leben" erreicht. Hinzu kommt
die sehr schwere Behandlung welche mit großem Fingerspitzengefühl zu handhaben ist. Es
ist noch nichts bewiesen aber der Verdacht wird immer öfter bestätigt. Es wird immer
deutlicher dass es irgendwo eine Schwäche in der Kette gibt mit schwerwiegenden Folgen.
Schwerwiegende Folgen im Zehenspitzenbereich, welche schwer zu therapieren sind.
Fazit:
Das eine Klauenleiden ist über neue Kenntnissen und Therapiemethoden in der Hand zu halten.
Der nächste bietet sich an. Schwarze Punkte in alle verschiedene Bereiche der Sohle,
Weiße Linie und der Wand zeigen sich. Im Zehenspitzenbereich entstehen einzelne Risse
welche sich vordrängen bis an der Lederhaut. Da angekommen sorgen sie für heftige Lahmheit
und starke Anspannung in der Therapie. Die Ursachen des Leidens sind so unbekannt wie ihren
Name. Schnelle Erkennung und Handeln verhüten schlimmeres.
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