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Jungrinder


Umgang mit Jungrindern
Immer öfter haben Jungrinder an den Hinterfüssen verdrehte Klauen. Mehr darüber von Rene Pijl, Klauenpflegemeister aus Jever. Klauenprobleme traten bisher vor allem bei Milchkühen auf. Doch jetzt zeigt sich ein neues Klauenleiden zunehmend schon bei Jungrindern, und ohne rechtzeitiges Eingreifen auch bei Kühen: An den Hinterfüssen ist die Innenklaue ,"verdreht". Die Klauenspitze ist im Zwischenklauenbereich hochgezogen. Hierdurch findet eine Fehlbelastung der Innenklaue an der Aussenwand statt. Der Fachmann spricht von einer Senkung des Klauenbeins im äusseren Klauenbereich, mit einer Überlastung der Lederhaut.

Schwerfälliges Laufen
Um den kranken Zustand beurteilen zu können, sollte man zuerst eine gesunde Klaue betrachten: Das Klauenbein ist vorne unter der Klauenwand mit der Strecksehne verbunden. Hinten auf Höhe des Ballenhorns ist die Beugesehne mit dem Klauenbein verbunden. Streck- und Beugesehne braucht die Kuh für ihre Laufbewegung.

Eine Kuh kann am besten laufen, wenn die Belastung gleichmässig über beide Klauen verteilt ist. Das heisst: Beide Klauen haben die gleiche richtige Länge, die gleiche Dicke und Höhe und eine gerade Tragfläche. So wird das zu tragende Gewicht über eine möglichst grosse Fläche verteilt und die Belastung pro Quadratcentimeter reduziert.

Wenn aber z. B. ein tiefes Klauensohlengeschwür die Beugesehne vom Klauenbein trennt, zieht der Strecker an. Die Zehenspitze wird hochgezogen, denn es fehlt der Gegenzug. Das Tier bewegt sich ,"klamm" und schwerfällig fort, es zeigt einen steifen Gang.





Ähnlich stellt sich das neue Klauenleiden beim Jungvieh dar. Beim aufstehenden Bein ist deutlich zu sehen, dass die Innenklaue an der Zehenspitze hoch gezogen wird (Abbildung rechts oben). Beim angehobenen Bein wird dies noch deutlicher. Die Klaue bzw. das Klauenbein verdreht sich noch mehr, hauptsächlich in Richtung des Zwischenklauenspaltes.



Häufig kann von einer einseitigen Scherenklaue an der Innenklaue gesprochen werden. An den Vorderfüssen ist dieses Bild nicht neu. Das beruht aber auf einer anderen Belastung der Vorderklauen.

Es kann nicht mit dem neuartigen Klauenleiden bei den Jungrindern verglichen werden. Beim Ausschneiden der kranken Innenklauen ist unter der Sohle im Klauenspitzenbereich an der äusseren, weissen Linie ein längerer Blutstreifen zu sehen.

Offenbar wird die Lederhaut durch den starken Zug der Strecksehne im beschriebenen Bereich so gereizt, dass ein Bluterguss entsteht.

Dieses Problem tritt in den letzten Jahren erheblich häufiger auf. Die ersten Untersuchungen in der Praxis laufen momentan an.


Dabei soll insbesondere überprüft werden, ob die Probleme auf eine genetische Veranlagung der betroffenen Tiere zurückzuführen sind. Es könnte sein, dass durch Vererbung die Strecksehne zu kurz

und die Beugesehne zu lang ist. Vermutet wird gegenwärtig ein Zusammenhang mit bestimmten Zuchtlinien. In diesem Fall könnte sich das Problem durch eine gezielte Bullenwahl vermeiden lassen.

Klauen früh schneiden Nach den bisherigen Erfahrungen sollte bei erkrankten Tieren zuerst die funktionelle Klauenpflege durchgeführt werden (siehe top agrar 1/95). Dabei ist darauf zu achten, dass an der Klauenspitze der Innenklaue die Sohle nicht zu dünn geschnitten wird. Das gilt auch für das hintere Drittel der Klauensohle.





Klauen früh schneiden
Nach den bisherigen Erfahrungen sollte bei erkrankten Tieren zuerst die funktionelle Klauenpflege durchgeführt werden (siehe top agrar 1/95). Dabei ist darauf zu achten, dass an der Klauenspitze der Innenklaue die Sohle nicht zu dünn geschnitten wird. Das gilt auch für das hintere Drittel der Klauensohle.

Es sollte eine stabile Tragefläche geschaffen werden. Die Klauen sollten deshalb relativ früh das erste Mal geschnitten werden, d.h. vor dem ersten Abkalben, spätestens im Alter von 24 Monaten.

Wenn kranke Tiere frühzeitig und korrekt beschnitten werden, erreicht die kranke Klaue in den meisten Fällen wieder eine relativ normale Stellung. Beim hochgenommenen Bein ist zwar auch nach dem Schnitt noch deutlich zu erkennen, dass die Strecksehne anzieht.

Beim nächsten Klauenschnitt nach einem halben Jahr zeigt sich aber, dass die Tiere keine oder weniger Beschwerden haben. Einige Tiere werden allerdings nicht mit dem Klauenleiden fertig. Wird mit der Korrektur bis nach dem ersten Abkalben gewartet, sind entweder gar keine oder nur deutlich schlechtere Erfolge zu erwarten.


Fazit
Bei den Jungrindern entwickelt sich an den Hinterfüßen ein Klauenleiden, dass weiter beachtet werden sollte. Die Innenklauen sind verdreht, so dass eine schädliche Fehlbelastung entsteht. Eine frühzeitige Klauenpflege verhindert, dass Wohlbefinden und Leistung der Tiere beeinträchtigt wird.


René Pijl . Klauenpfleger Meister . Fischershäuser 1 . 26441 Jever . E-Mail: r.pijl@t-online.de . Telefon: 04461-6863 . Fax: 04461-6988